Karin Waßmers Gemälde und Zeichnungen lassen wohl niemanden unberührt. Sie provozieren, müssen erst einmal bewältigt werden, denn sie offenbaren auf sehr drastische Weise die Einwirkung psychischer und physischer Gewalt und deren bleibende Spuren. Eindringliche Sinnbilder des Schreckens entwickelt sie in immer neuen Variationen weiter, wobei sie ein zunehmend breites Repertoire an Ausdrucksformen gewinnt. Der Pinsel (dient) als Seziermesser, das ins Innerste der Psyche vordringt.
Obwohl sich die geschundenen Existenzen ganz unten befinden, scheint ihr Überlebenswille bei näherem Hinsehen ungebrochen. Vielmehr vollzieht sich in diesen Bollwerken des Fleisches eine stille Rebellion des Individuums. Das ist die hoffnungsvolle Botschaft, die von solch schockierenden Bildern ausgehen mag.
Es zählt zur herausragenden Leistung Waßmers, eine sehr individuelle Ikonografie zur Projektionsfläche menschlicher Befindlichkeiten werden zu lassen. So geraten die kraftvollen Gemälde und Zeichnungen Waßmers zu einprägsamen Allegorien der Verletzlichkeit menschlicher Existenz. Harald Tesan, Kunsthistoriker